Es ist zwar oft noch lange hin – und doch ist die Vorsorge für die Zukunft im Ruhestand eines der wichtigsten To-dos für die Gegenwart. Die gesetzliche Rente alleine wird nicht reichen, den finanziellen Bedarf im Alter zu decken. Doch welche anderen Vorsorgemöglichkeiten gibt es und wie finden Selbstständige die optimale Mischung?
Der Alltag läuft auf vollen Touren. Beruf und Familie halten Sie auf Trab. Wann bitte soll da noch Zeit für die Ruhestandsplanung sein? Und warum? Gefühlt ist der „dritte Lebensabschnitt“ doch noch weit weg. Schon richtig – nur lässt sich die finanzielle Vorsorge nicht „Last Minute“ planen. Vielmehr müssen wir uns alle rechtzeitig und regelmäßig darüber Gedanken machen, wie hoch unsere Lebenshaltungskosten im Alter sein werden und ob die bisherigen Rückstellungen oder Renten dafür reichen – abzüglich der im Alter zu zahlenden Steuern und möglichen Einbußen durch die Inflation. Das Ergebnis dieser Rechnung ist die oft zitierte Rentenlücke. Die gilt es zu füllen. Das Gute: Es gibt verschiedene Rücklagen, mit denen man sein eigenes Polster fürs Alter aufstocken kann.
Renten mit Hilfe vom Staat ansparen
Ob Sie als Selbstständiger rentenversicherungspflichtig sind oder freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen – so oder so bildet diese bei vielen den Grundstock für die Altersvorsorge. Was über diese Einzahlungen in das gesetzliche System später einmal rauskommen könnte, zeigt die Renteninformation, die Jahr für Jahr in Ihrem Briefkasten landet. Dieses Schreiben zeigt aber auch: Allein mit der gesetzlichen Rente wird es knapp.
Wer sein Polster mit staatlicher Förderung anfüttern möchte, kann sich Riester- oder Rürup-Renten anschauen. Riestersparer bekommen staatliche Zulagen, wenn sie jährlich mindestens vier Prozent des Bruttojahreseinkommens des vergangenen Jahres in ihren Vertrag einzahlen. Als Grundzulage gibt es jährlich 175 Euro. Hinzu kommen Zulagen für kindergeldberechtigten Nachwuchs: 185 Euro für jedes bis Ende 2007 geborene Kind und 300 Euro für Kinder, die ab 2008 geboren wurden. Viele Finanzexperten sagen, dass sich Riestern wegen der Zulagen vor allem für Geringverdiener und Familien eignet, weil dann der Staat einen Großteil der Beiträge mitfinanziert. Die Renditeseite sehen die Fachleute hingegen eher skeptisch. Der Grund ist, dass die Rentenanbieter garantieren müssen, mindestens die eingezahlten Beiträge und die Zulagen später auszuzahlen. Daher legen sie die Gelder eher risikoarm an, also in Papieren, die derzeit nur magere Zinsen abwerfen.
Wer nicht in die gesetzliche Rente einzahlen muss, kann sich entweder freiwillig pflichtversichern oder über die Rürup-Rente seine Basisabsicherung stemmen. Diese private Rentenversicherung ist sozusagen der gesetzlichen nachgebildet und gezielt für Selbstständige konzipiert. Vorteil: Ihre Einzahlungen können Rürup-Sparer von der Steuer absetzen. Nachteil: Die Verträge sind relativ unflexibel. Sie sind nicht kündbar, sondern können lediglich beitragsfrei gestellt werden. Sie lassen sich in der Regel nicht vererben und es gibt kein sogenanntes Kapitalwahlrecht. Die angesparte Summe kann also nicht auf einen Schlag ausgezahlt werden, sondern fließt später als monatliche Zahlung.
Private Vorsorge: Mit Wertpapiersparplänen Vorsorge individuell anpassen
Wesentlich flexibler sind Selbstständige zum Beispiel mit Wertpapiersparplänen. Hier können Sie den monatlichen Sparbeitrag je nach Verdienstlage unkompliziert anpassen. Was Sie über die Sparpläne bis zum Alter ansammeln, können Sie dann entweder selbst nach Bedarf entnehmen oder in einen Auszahlplan umwandeln lassen. In diesem Fall erhalten Sie einen festen monatlichen Anteil des Vermögens, legen den Rest zugleich weiterhin an. Das Geld arbeitet also weiter für Sie. Grundsätzlich sind Anlagen mit Wertpapieren mit Risiken verbunden. Schwankungen des Marktes können zum teilweisen oder vollständigen Verlust des Kapitals führen.
Als Grundlage für Wertpapiersparpläne bieten sich vor allem Investmentfonds an. Der Vorteil: Ein Fondsmanager übernimmt für Sie die Arbeit, die Aktien, Zertifikate oder Anleihen, in die Sie investieren, zusammenzustellen. Sie profitieren also vom Know-how der Experten. Dafür zahlen Sie etwas höhere Gebühren. Eine günstigere Alternative sind ETF-Sparpläne: ETF steht für Exchange Traded Funds, im Deutschen auch Indexfonds genannt. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die die Wertpapier-Zusammensetzung eines bestimmten Aktienindexes – wie zum Beispiel des DAX – nachbilden. Marktschwankungen können so in der Regel ausgeglichen werden. Allerdings sind mit Wertpapieranlagen immer auch Risiken verbunden. Es lässt sich nicht sicher vorhersagen, wie sich einzelne Aktien oder Marktsegmente entwickeln oder ob sich unvorhergesehene geopolitische oder klimatische Ereignisse negativ auf den Börsenmarkt auswirken. Es gibt keine Garantie, die das Vermögen oder die investierten Sparraten absichert oder erhält.
Wer sich für Sparpläne entscheidet, sollte dennoch versuchen, diese möglichst regelmäßig zu bedienen und frühzeitig anzufangen. Über einen längeren Anlagehorizont hinweg lassen sich zum einen volatile Marktphasen besser auffangen. Zum anderen wirkt sich der Zinseszinseffekt deutlicher aus. Der Zinseszins meint Zinsen, die auf zuvor verdiente Gewinne anfallen. Das heißt: Wenn der Zinssatz sich positiv entwickelt, erwirtschaften Sie nicht nur mit Ihren Einzahlungen Renditen, sondern auch mit den bereits erzielten Gewinnen. Das Vermögen wächst exponentiell. Ein Beispiel: Wer monatlich 150 Euro spart, dafür drei Prozent Zinsen erhält und diese immer reinvestiert, hat nach zehn Jahren knapp 21.000 Euro zusammen. Würde man sich die drei Prozent hingegen jährlich auszahlen lassen und nicht wieder investieren, kämen über die zehn Jahre 18.540 Euro zusammen.
Betongold: solide Säule Sachwerte
Ein weiterer solider Baustein der privaten Altersvorsorge sind Immobilien. Dazu zählt zum einen das Eigenheim, das im besten Fall bis zum Renteneintritt abbezahlt ist. Der Posten „Wohnkosten“ in Form von Miete oder Darlehen fällt dann im Alter schon einmal weg. Allerdings darf man auf der anderen Seite die mit Haus oder Wohnung verbundenen Fixkosten wie Grundsteuer, Versicherungen oder Instandhaltung nicht außer Acht lassen.
Wer es sich leisten kann, kann zum anderen über den Kauf von Mietimmobilien nachdenken. Insbesondere in guten Lagen können die erzielten Mieten das Altersgeld ordentlich aufpeppen. Aber auch hier ist zu beachten, dass mit den Wohnungen Ausgaben verbunden sind und die Mieteinnahmen versteuert werden müssen.
Ob selbst genutzt oder vermietet – Häuser stellen grundsätzlich einen Wert dar, der sich bei Bedarf auch über einen Verkauf zu Geld machen lässt. Geschieht das zehn Jahre nach dem Kauf, bleibt der Deal in jedem Fall steuerfrei.
Fazit: Frühzeitig handeln und die Hilfe von Beratern holen
Die Entscheidung für oder gegen eine Vorsorgemöglichkeit hängt nicht nur mit den eigenen finanziellen Mitteln oder individuellen Vorlieben ab. Es gilt auch die steuerlichen Folgen und die laufende Liquidität im Auge zu behalten. Finanzberater sind mit den unterschiedlichen Vorsorgevarianten vertraut und kennen auch Ihre persönlichen Anforderungen an Sicherheit und Risikobereitschaft. Sie können dabei helfen, das richtige Paket für Sie zu schnüren, um entspannt an den Ruhestand zu denken.
Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig und umfassend darüber zu informieren und die verschiedenen Möglichkeiten mit Finanzberatern durchzusprechen.
Hier finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Ihre Vorsorgeplanung.