Mit der Eheschließung geben sich Liebende ein Versprechen für die Ewigkeit. Auch der Sprung in die Selbstständigkeit ist ein Bund fürs Leben – im Idealfall zumindest. Damit das in guten wie in schlechten Zeiten gelingt, sollte man gerade in der Anfangsphase einige Dinge beachten.
Bis man aber gemeinsam vor dem Traualtar steht, geht im Normalfall viel Zeit ins Land. Es gilt, sich zu beschnuppern und richtig kennenzulernen. Die große Frage: Harmoniert man auch dann noch, wenn die rosarote Brille weg ist? Bei der Gründung ist es ähnlich. Hat man eine zündende Idee, sollte man sie auf Herz und Nieren prüfen. Ist der Markt vorhanden? Habe ich die zeitlichen und finanziellen Ressourcen? Und was ist, wenn es am Ende doch nicht klappt? Denn ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist wie der Sprung ins Eheleben: Spannend, mutig, aber auch herausfordernd. Wir haben daher die besten Tipps gesammelt für die ersten 50 Tage vor und nach der Gründung.
Unsere Ratschläge vor dem Start:
1. Nochmal den Markt checken
Soll das wirklich Ihr Herzblatt sein? Bevor Sie gemeinsam vor den Traualtar treten, stellen Sie sicher, dass es die richtige Entscheidung ist. Im übertragenen Sinne heißt das: Betrachten Sie nochmal konkret den Markt und die vorhandene Konkurrenz. Sammeln Sie alle verfügbaren Informationen über Ihre potenziellen Mitbewerber. Wo liegen deren Schwächen und Stärken? Wie läuft ihr Geschäft? So können Sie sich am Ende differenzieren und abheben.
2. Das Umfeld fragen
Letztlich müssen Sie ihr Leben mit der neuen Flamme teilen. Doch es kann nie schaden, ihre Idee Freunden und Eltern vorzustellen. Vielleicht haben sie gute Ratschläge. Denn im Gegensatz zu einem Partner können Geschäftsideen noch angepasst und verbessert werden.
3. Auf die inneren Werte achten
Sobald Sie das Ja-Wort ausgesprochen haben, sollte es in die konkrete Vorbereitung gehen. Beim Gründen kommt es auf das richtige Geschäftsmodell an. Das Business Model Canvas kann helfen, die Idee in die Ausführung zu bringen. Entwickelt hat es der Schweizer Alexander Osterwalder und sein Konzept im Buch Business Model Generation veröffentlicht. Mit Canvas lassen sich die zentralen Erfolgsfaktoren analysieren, veranschaulichen und anpassen. Was bieten Sie welchen Kunden und Zielgruppen? Und wie spreche ich diese an? Wie verdiene ich mein Geld und was brauche ich als Startkapital? Mehr Infos zu Canvas gibt es hier. Die IHK Köln hat zudem ein gutes Video zu Canvas gemacht.
4. Einen Ehevertrag aufsetzen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das gilt im Geschäftsleben noch einmal mehr. Je nach Art der Gründung gibt es große Unterschiede. Wichtig ist es, sich mit den verschiedenen Unternehmensformen in Deutschland auseinanderzusetzen. Sind Sie als Freiberufler tätig, eine GbR oder GmbH? In vielen Städten gibt es spezielle Gründerberatungen oder Veranstaltungen zum Thema. Zudem sollten Sie sich über rechtliche Vorgaben wie AGBs informieren und sich mit dem Thema Vertragsgestaltung, Patent- und Steuerrecht befassen. Auch das Thema Krankenversicherung und Rente sollte nicht ausgeklammert werden. Das macht in der Regel keinen Spaß, ist aber langfristig gesehen entscheidend für Ihren Erfolg.
Unsere Ratschläge für die Flitterwochen:
5. Gas geben
Gerade in der Anfangszeit brauchen die Frischvermählten Zeit für sich. Geregelte Arbeitszeiten gibt’s nicht. Für Familie, Freunde oder Hobbys bleibt da wenig Zeit. Seien Sie sich dessen vorher bewusst und sprechen Sie darüber. Doch bei aller Hingabe gilt: Gönnen Sie sich auch mal ein Wochenende oder zumindest einen freien Tag. Den braucht man, um Kraft zu tanken.
6. Die Hochzeitsanzeige
Geschenke sind bei einer Hochzeit selbstverständlich. Im Fall einer Neugründung müssen Sie selbst auf Ihre Vermählung hinweisen. Bringen Sie Ihre Story gezielt unters Volk. Ob als klassische Zeitungsanzeige oder durch digitales Marketing – das hängt von der Art Ihres Unternehmens und Ihrer Zielgruppe ab. Eine Website mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) gehört aber zum Standard. Vertrauen Sie dabei lieber auf einen externen Experten. Das Geld lohnt sich. Auch Social Media-Kampagnen sind eine gute Lösung. Wer auffallen will, kann sich mit Guerilla Marketing beschäftigen. Mehr dazu finden Sie hier.
7. Über den Tellerrand blicken
Bei aller Zweisamkeit bleibt eines oft auf der Strecke: Gehen Sie raus und treffen Sie andere Gründer. Netzwerken ist das A&O in der Anfangsphase, gute Kontakte sind das wertvollste Kapital. In vielen Städten gibt es zum Beispiel regelmäßige Gründerstammtische. Im Idealfall entstehen hier langfristige Geschäftskontakte – zum Beispiel im Bereich Marketing. Oder Sie treffen hier Investoren oder Business Angels, die Start-ups unter die Arme greifen. Oft reicht es aber auch, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und über Erfahrungen und Fehler zu reden.
8. Vom Bett zur Couch in die Küche
Der Arbeitsort ist ein wesentlicher Baustein für den Erfolg. Aus Geldmangel nutzen gerade Freiberufler anfangs oft die eigene Wohnung als Büro. Doch die Verlockungen im Home-Office sind groß. Wer ein Problem mit der Selbstdisziplin hat, landet am Ende eher bei Netflix oder vor dem Kühlschrank. Ratsamer ist es, sich einen externen Arbeitsplatz zu suchen. So trennt man Privates und Berufliches. Coworking Spaces sind eine gute Option. Hier können Sie gleichzeitig ihr Netzwerk erweitern. Oft gibt es dort auch eigene Konferenzräume, die man für Gespräche mit Investoren oder Kunden nutzen kann.
9. Wenn nichts mehr geht: Die Scheidung
Nicht alle Ehen halten. Das gilt leider auch für Gründungsvorhaben. Wichtig ist es, in einem solchen Fall richtig damit umzugehen und es nicht als Niederlage anzusehen. Denn selbst wenn sich kein finanzieller Erfolg eingestellt hat – das erworbene Know-how kann Ihnen niemand nehmen. Es kann dabei helfen, einen zweiten Anlauf zu wagen. Frei nach dem Zitat von Henry Ford: „Scheitern ist die einzige Gelegenheit, es noch einmal zu versuchen – und zwar intelligenter.“
Es gibt auch ein schönes Buch zum Thema: Scheitern als Erfolg